Logistische Prozesse modellieren: so werden betriebliche Abläufe sichtbar! | WEKA (2024)

10.11.2016

Bei logistischen Tätigkeiten geht es um Flüsse von Objekten durch Raum und Zeit. Das kann auch als Prozess angesehen werden. Bei der Lösung von logistischen Fragestellungen spielen Modelle als zielgerichtete Abbildung der Realität eine große Rolle. Lesen Sie hier, welche Optionen es gibt, logistische Abläufe in Form von Prozessen zu modellieren.

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Sollen Prozesse modelliert werden geht es darum, zielorientiert eine Abbildung von betrieblichen Abläufen zu erstellen. Deshalb werden in der Literatur unter Prozessmodellierung auch alle Aktivitäten zur Darstellung von Ist- und Soll-Prozessen verstanden. Oder etwas präziser kann Prozessmodellierung auch als „ie vollständige, formale, präzise und konsistente Beschreibung von Geschäftsprozessen mithilfe einer Modellierungssprache“ gesehen werden.

Der Ausgangspunkt ist die prozessuale Realität, die in der Regel sehr viele Aspekte aufweist. Jedoch sind nur einige davon für den Zweck der Modellierung nützlich. Andere können auch weggelassen werden, um die Abbildung für das Management nicht zu komplex werden zu lassen.

Zwecke der Prozessmodellierung

Deshalb spielen die Gründe bzw. Zwecke der Prozessmodellierung eine große Rolle bei der Wahl, wie Prozesse modelliert werden sollten. Häufig werden folgende Zwecke unterschieden:

  • Herstellung von Transparenz über die betrieblichen Abläufe
  • Förderung eines einheitlichen Prozessverständnisses
  • Vorbereitende Dokumentation von Prozessen zur späteren Automatisierung oder Simulation, Auditierung oder Zertifizierung

Eine der wichtigsten Entscheidungen bei der Prozessmodellierung ist bereits ganz zu Anfang zu treffen: die Auswahl einer Modellierungssystematik. Denn es ist eine Modellierungssystematik auszuwählen, mit der möglichst alle angestrebten Ziele erreicht werden können.

Wie wählt man die richtige Systematik zur Modellierung?

  • Abhängig vom Ziel: SIPOC-Systematik bietet einen schnellen Überblick über den Gesamtzusammenhang; BPMN 2.0 kann sehr gut administrative Prozesse abbilden; Wertstromanalyse eignet sich für eine Analyse von Verschwendungsarten im Sinne des Lean Managements
  • Abhängig von der Ebene: oberes Management, Prozessverantwortliche oder unteres Management?

Systematiken für logistische Prozesse

  • SIPOC: Diese Modellierungssystematik geht zurück auf den Six-Sigma-Ansatz. Dabei steht SIPOC als Akronym für die Elemente Supplier, Input und Process
  • Flussdiagramm/Folgeplan: Flussdiagramme (bzw. Flow Charts, Folgepläne oder auch Programmablaufpläne)
    sind eine frühe und weitverbreitete Form der grafischen Modellierung von Algorithmen. Sie können auch zur Abbildung von Prozessen genutzt werden. Der Fluss bzw. Ablauf wird dabei in einer Notation mit einem normierten Satz von einfachen Symbolen (vgl. DIN 66001) wie Rechtecken, Rauten und Verbindungslinien dargestellt, die Operationen bzw. Aktivitäten, Entscheidungen und deren Verknüpfungen abbilden.
  • Swimlanes: Swimlanes bzw. Schwimmbahn-Diagramme sind keine eigenständige Form der Modellierung, sondern werden in Verbindung bzw. als Ergänzung zu anderen Notationen genutzt. Eine Bahn symbolisiert dabei den Verantwortungs- oder Aufgabenbereich der jeweiligen Rolle.
  • BPMN 2.0: Die Business Process Model and Notation (BPMN) ist eine grafische Spezifikationssprache, die hauptsächlich in der Wirtschaftsinformatik eingesetzt wird. Sie wurde in ihrer aktuellen Version 2.0 von der
    OMG (Object Management Group) entwickelt.
  • Sankey-Diagramm und Materialflussmatrix: Zur Abbildung, Analyse und späteren Optimierung von Materialflüssen kann das Sankey-Diagramm in Verbindung mit einer Materialflussmatrix herangezogen werden. Das Sankey-Diagramm stellt Mengenflüsse grafisch dar. Eine quantitative Modellierung für eine
    spätere Analyse und Verbesserung kann durch eine Materialflussmatrix erreicht werden.
  • Spaghetti-Diagramm: Ein Spaghetti-Diagramm zeichnet anhand eines maßstabsgetreuen Layouts die Transport- bzw. Lauf- oder Fahrwege nach.
  • Klassische Wertstromanalyse: Die Wertstromanalyse ist eine Modellierungssystematik, die insbesondere für Produktionsprozesse entwickelt wurde. Sie wird eingesetzt, um Verschwendung bzw. die für den Kunden erbrachte Wertschöpfung sichtbar zu machen.
  • Logistische Wertstromanalyse: Bei der Anpassung der Wertstromanalyse für Logistikprozesse wurden
    standardisierte Logistikfunktionen definiert, die in logistischen Prozessen enthalten sein könnten. Darüber hinaus wurden speziell für diese Funktionen Datenkästen mit Informationen entwickelt, die
    die Ausführung dieser Funktion näher beschreiben.

Ursachen für Probleme oder Verschwendung erkennen

Die Kompetenz, eine zielgerichtete Prozessmodellierung vornehmen zu können, ist die Grundlage für ein gezieltes Management der Prozesse. Denn nur wenn die richtigen Aspekte von Prozessen modelliert werden, können auch Ursachen für Probleme oder Verschwendung erkannt und die richtigen Maßnahmen zu deren Vermeidung getroffen werden. Insofern ist eine strukturierte und flächendeckende Schulung von Mitarbeitern in geeigneten Modellierungssystematiken eine wichtige Voraussetzung für effiziente und sichere Prozesse in der Logistik.

Autor*in: Thomas Liebetruth (Thomas Liebetruth ist Professor an der TH Regensburg und unser Experte für den Bereich Logistik.)

Logistische Prozesse modellieren: so werden betriebliche Abläufe sichtbar! | WEKA (2024)

FAQs

Welche Prozesse gibt es in der Logistik? ›

Dies sind die fünf häufigsten logistischen Prozesse: Beschaffung, Lagerung, Bestandsverwaltung, Auftragszusammenstellung und Versand sowie Transport und Lieferung von Waren.

Wie kann man Prozesse modellieren? ›

So funtioniert die Prozessmodellierung
  1. Schritt 1: Identifizieren Sie ein Problem oder einen Prozess, der abgebildet werden soll. ...
  2. Schritt 2: Erstellen Sie eine Liste der relevanten Aktivitäten. ...
  3. Schritt 3: Erfassen Sie die Reihenfolge der einzelnen Schritte schriftlich.
Feb 29, 2024

Was sind die vier Logistikbereiche? ›

Zu den wichtigsten Arten des Logistikmanagements gehören Inbound-Logistik, Outbound-Logistik, Reverse-Logistik und Third-Party-Logistik (einschließlich Fourth-Party-Logistik und grüne Logistik).

Welche vier Bereiche gibt es in der Logistik? ›

Logistikbereiche. Die Logistik lässt sich in fünf Bereiche unterteilen: Beschaffungslogistik, Produktionslogistik, Vertriebslogistik, Entsorgungslogistik und Recyclinglogistik.

Welche Arten von Prozessmodellen gibt es? ›

Arten von Prozessmodellen
  • Aktivitätsprozessmodelle. ...
  • Detaillierte Prozessmodelle. ...
  • Dokumentenstruktur. ...
  • SIPOC-Diagramme. ...
  • Gerendertes Prozessmodell. ...
  • Verantwortungsbereichsdiagramme (oder funktionsübergreifende Diagramme) ...
  • Wertschöpfungskettendiagramme. ...
  • Wertstromanalysen.

Welchen Zweck hat die Modellierung von Geschäftsprozessen? ›

Bei der Prozessmodellierung werden Geschäftsprozesse vereinfacht und grafisch dargestellt. Mit einer grafischen Darstellung erlangt man schneller Übersicht über einen Prozess, beispielsweise bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter oder erkennt Optimierungsansätze besser.

Warum werden Geschäftsprozesse modelliert? ›

Warum sollten Sie Ihre Prozesse modellieren? Mithilfe der Prozessmodellierung können Firmen verschiedene Ziele verfolgen und bestenfalls erreichen. Das grundlegendste Ziel ist dabei aber die Erfassung und Dokumentation der vorhandenen Geschäftsprozesse.

Was sind Aufgaben in der Logistik? ›

Die Aufgaben eines Logistikers umfassen die Planung, Durchführung, Koordination und Kontrolle der Waren- und der damit zusammenhängenden Informationsflüsse in einem Unternehmen, von den vorgelagerten Bezugsquellen bis hin zur nachgelagerten Abnehmerseite.

Was ist die 7 R Regel? ›

Die Aufgabe der Logistik wird häufig als die 7-R-Aufgabe definiert: Es geht darum, die richtigen Objekte in der richtigen Menge zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Qualität zu den richtigen Kosten mit den richtigen Informationen am richtigen Ort zur Verfügung zu stellen.

Was ist der erste Schritt in der Logistik? ›

🚚 Der logistische Prozessablauf umfasst typischerweise vier Hauptschritte: Planung , Beschaffung, Produktion, Lagerhaltung und Vertrieb. Planung ist der erste Schritt und beinhaltet herauszufinden, was getan werden muss, wann es erledigt werden muss und wie es erledigt werden soll.

Was sind Aufgaben im Lager und Logistik? ›

Welche Aufgaben gibt es in der Lagerlogistik? Das Lager ist der Dreh- und Angelpunkt in der Lagerlogistik. Als zentrale Schnittstelle regelt die Lagerlogistik den Eingang eintreffender Güter und Waren, den betriebsinternen Warentransport, die Art der Lagerung sowie Kommissionierung und Warenausgang.

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Author: Nathanial Hackett

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