Wo Luxus beim Wohnen anfängt, darüber gibt es bestimmt so viele Ansichten wie Wohnende. In einem dürften sich viele einig sein: Für eine Million Euro kann man sich schon einiges an Luxus leisten. Marmorfußböden vielleicht oder goldene Wasserhähne, einen Stuckaltbau oder die loftartige Fabriketage mit Dachterrasse. So ungefähr stellt man sich das Zuhause der Wohnmillionäre vor. Eine Million Euro, das ist die magische Schallmauer, die in den Köpfen das normale Leben vom Luxus trennt. In Quizshows bedeutet diese Summe den Hauptgewinn. Was aber, wenn man am Immobilienmarkt die Eine-Million-Euro-Frage stellt? Wie viel Haus bekommt man hierzulande noch für den Betrag?
Die gute Nachricht: Vielerorts kann man sich dafür tatsächlich viel leisten. Ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit 150 Quadratmeter Wohnfläche kostet rund 300.000 Euro. Gleich drei davon bekäme man in einer Durchschnittsstadt wie Bremen, Kiel oder Dresden. In ländlichen Orten könnte man ganze Straßenzüge kaufen, in den Metropolen allerdings sehr viel weniger. In Karlsruhe und Mainz sind zwei Einfamilienhäuser im Schnitt eine Million wert, in Frankfurt anderthalb. Im Dunstkreis von Deutschlands Hochpreisstadt München dagegen muss man froh sein, überhaupt ein halbes Haus zu bekommen. Dort kostet schon die gewöhnliche Doppelhaushälfte in vielen Landkreisen rund eine Million Euro.
Die Preisschere zwischen den günstigsten und teuersten Lagen, also den ländlichen Regionen und den gefragten Großstädten, klaffe immer weiter auseinander, sagen Marktbeobachter wie der Immobilien-Branchenverband IVD. Inzwischen liegen die Quadratmeterpreise für Wohneigentum zwischen 700 Euro in Görlitz und mehr als 6500 Euro in München. In Görlitz bekäme man satte 1420 Quadratmeter Wohnfläche für die Million, das ist größer als jede Dreifachturnhalle. In München sind es gerade mal 150 Quadratmeter, Platz für eine vierköpfige Familie. So weit die Statistik. Was aber findet man auf Immobilienportalen tatsächlich, wenn man eine Million Euro für eine Wohnimmobilie ausgeben will?
In der Provinz suchen Dutzende Adelssitze neue Besitzer
In einigen Regionen kann man damit zum Großgrundbesitzer werden, zum Beispiel zum Eigentümer eines Ritterguts in Mecklenburg-Vorpommern. Dort steht das Schloss Pentin in Gützkow an der Peene zum Verkauf, ein klassizistischer Bau aus dem Jahr 1850. Schon seit dem 14. Jahrhundert ist das Anwesen Adelssitz und für sein Alter recht gut in Schuss. Das Schloss liegt inmitten eines zwei Hektar großen Wald- und Wiesengrundstücks, hat 16 Zimmer auf 632 Quadratmeter Wohnfläche. Schloss Demmin, nur ein paar Kilometer entfernt, bietet sogar die vierfache Wohnfläche, verteilt auf 33 Zimmer, mehr als 100.000 Quadratmeter Grund und kostet aber nur 925 000 Euro. „Gerade hier oben im Nordosten bekommt man ganz viel Haus für eine Million“, sagt Cornelia Stoll vom Spezialmakler „Historische Immobilien“. Kürzlich hat sie ein Anwesen mit 5,8 Hektar Land für nicht einmal die Hälfte verkauft.
Aber nicht nur im Osten Deutschlands suchen Dutzende Adelssitze neue Besitzer. Auch in der Lüneburger Heide, dem Weserbergland oder dem Bayerischen Wald bekommt man für eine Million einiges an Klassizismus oder Barock. Nahe Lüneburg etwa steht ein 990 Quadratmeter großes Biedermeierschloss mit 30 Zimmern zum Verkauf. In der Warburger Börde kann man sich für eine knappe Million ein Barockschloss von 1728 zulegen, sogar mit Autobahn- und ICE-Anschluss. „Die Nachfrage nach historischen Immobilien wie Schlössern und Gutshäusern ist zurzeit groß“, sagt Christoph Freiherr Schenck zu Schweinsberg, Bereichsleiter bei Engel & Völkers.
Dennoch könnten sich Käufer in Ruhe nach so einem Traumobjekt umsehen, meint Spezialmaklerin Stoll: „Die Leute stehen nicht gerade Schlange. Die schiere Größe vieler Anwesen schreckt auch viele wieder ab.“ Nach der Besichtigung realisiert mancher erst, was es bedeutet, in so einem Gutshaus den Rasen zu mähen oder die Räume zu beheizen. „Um einfach darin zu wohnen, sind viele Gutshäuser zu üppig. Man muss sie richtiggehend bewirtschaften und schon ein gutes Konzept dafür haben.“ Zudem sollte man das Geld möglichst in bar besitzen, denn Banken finanzieren den Kauf von Burgen und Schlössern in aller Regel nicht mit Krediten. „Entweder bringen Sie die Million mit“, sagt Stoll, „oder Sie brauchen so eine Immobilie gar nicht anzusehen.“
